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Durch Abwassermonitoring die Entwicklungen der Pandemie früher abschätzen

DEUTSCH

Um die Verbreitung von Coronaviren schneller zu erfassen, wird in Deutschland ab Februar 2022 mit einem Monitoring von SARS-CoV-2 im Abwasser begonnen. Zunächst werden in einem Modellprojekt 20 kommunale Pilotstandorte von der Bundesregierung gefördert, auch Hamburg wurde hierfür ausgewählt. Das Projekt wird in der Hansestadt gemeinschaftlich von der Umweltbehörde, der Gesundheitsbehörde, Hamburg Wasser und dem Institut für Hygiene und Umwelt durchgeführt und wird über ein Jahr andauern.

Hamburg an Pilotprojekt beteiligt

Bereits mehrere Tage bevor Menschen sich krank fühlen und testen lassen, scheiden sie bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 Viren aus. Das Infektionsgeschehen lässt sich dabei über eine Analyse des Abwassers schnell abbilden. Auch unentdeckte Infektionen ohne Symptome können bei dieser Methode erfasst werden. Mit einem Abwassermonitoring ist es möglich, einen Anstieg der Infektionszahlen oder auch die Ausbreitung neuer Virusvarianten deutlich früher zu erkennen, als über die Meldungen positiver Tests - quasi als Frühwarnsystem für eine mögliche nächste Corona-Welle.

Die EU-Kommission hat deshalb im März 2021 empfohlen, eine systematische und flächendeckende Kontrolle aufzubauen, ein entsprechender Bürgerschaftsantrag forderte dies auch für Hamburg ein. Zur Umsetzung der Empfehlung startet die Bundesregierung zunächst ein Modellprojekt, das mit Hilfe von EU-Mitteln gefördert wird. Ziel ist es, die Möglichkeiten der Erfassung von Coronaviren über ein Abwassermonitoring zu prüfen und einen gemeinsamen Ansatz für eine bundesweite systematische Überwachung zu entwickeln. Nun wurde offiziell bekanntgegeben, dass Hamburg als einer der 20 Standorte ausgewählt wurde. Bereits am 9. Februar 2022 findet das Auftakttreffen zum Projekt mit allen Beteiligten online statt.

Michael Pollmann, Staatsrat der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft: „Dieses zukunftsweisende Projekt kann dabei helfen, das Infektionsgeschehen inklusive der Dunkelziffer nicht erfasster Infizierungen schneller abzubilden und somit neue Wellen einzudämmen bzw. zu verhindern. Um die urbanen Abwässer zu analysieren, die sowohl Chemikalien der Industrie als auch krankmachende Keime enthalten und somit nicht ganz einfach zu untersuchen sind, haben wir in Hamburg eine ‚Allianz der Kompetenzen‘ gebildet: Hamburg Wasser übernimmt die Probenahme im Sielsystem. Die Aufarbeitung und Analyse der Proben erfolgt in unserem Landeslabor, dem Institut für Hygiene und Umwelt. Hier sind die notwendigen Fachkompetenzen zu Umweltanalysen und Infektionsmedizin unter einem Dach gebündelt.“

Ingo Hannemann, technischer Geschäftsführer bei Hamburg Wasser: „Wir freuen uns, dass Hamburg als Modellregion ausgewählt wurde und wir das Projekt mit unserem Fachwissen unterstützen können. Wir möchten einen Beitrag leisten, um das innovative Konzept für das Monitoring von SARS-CoV-2 im Abwasser in praxistaugliche Ansätze zu überführen. Dafür nehmen wir fortan regelmäßig Abwasserproben am Zulauf des Klärwerks Hamburg. Das Projekt ist zukunftsweisend und knüpft gleichzeitig an die Ursprünge unseres Unternehmens an: die städtische Kanalisation und das Klärwerk sind aus historischer Sicht die Garanten für Stadthygiene und Gesundheitsschutz der Bevölkerung.“

Ansgar Ferner, Geschäftsführer beim Institut für Hygiene und Umwelt: „In den Abwasserproben liegen die Viren naturgemäß sehr verdünnt vor, daher konzentriert das Institut für Hygiene und Umwelt die Proben zunächst auf und isoliert anschließend die gesamte in den Proben enthaltende Erbinformation. Nun wird eine digitale PCR-Analyse eingesetzt, um zu bestimmen, wie stark die Probe mit SARS-CoV-2 belastet ist. Diese hochmoderne Methode ist grundsätzlich in der Lage, Viren auch in sehr geringen Mengen quantitativ nachzuweisen, was auch in Modellversuchen in verschieden belastenden Wässern für SARS-CoV-2 aufgezeigt werden konnte.“

Vorgesehen sind während der Pilotphase zwei Probenahmen pro Woche. Die Proben entnimmt Hamburg Wasser an den Zuläufen der Kläranlage Köhlbrandhöft/Dradenau. Den regionalen und nationalen Gesundheitsbehörden helfen die Daten bei der Einschätzung der Pandemieentwicklung.

Bild: © Hamburg Wasser / Hamburg Energie

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